17. Juni 2025 | Business Upper Austria Linz
Ein Beitrag zur ersten BioH2Region-Roadshow
Das von der EU kofinanzierte Interreg-Projekt „BioH2Region“ macht Bayern und Österreich zu einer Kompetenzregion für biogenen Wasserstoff und grüne Gase. Zum Wissensaustausch wurde im Juni eine Veranstaltungsreihe gestartet. Gastgeber des Kick-offs war der Cleantech-Cluster. Fazit: Grüne Gase sind der Schlüssel zur Defossilisierung der Industrie. Es fehlt aber noch an geeigneten rechtlichen Rahmenbedingungen.
Marie-Theres Holzleitner-Senck vom Energieinstitut an der Johannes Kepler Universität Linz (JKU) bezeichnete den Clean Industrial Deal der EU als „Kernstück der neuen Industriepolitik“. Er sei geprägt von drei großen Herausforderungen: Klimawandel, Wettbewerbsfähigkeit und Abhängigkeit von kritischen Rohstoffen. Sie hob hervor:
„Das Arbeitsprogramm 2025 zeigt sehr deutlich, wie ernst es die EU mit der Transformation ihres Energiesystems meint – und welche Rolle Gas, Wasserstoff und neue Technologien dabei künftig spielen sollen. Für Unternehmen heißt das: diese Entwicklungen genau beobachten und die Chancen aktiv nutzen.”
Schlüssel zur klimaneutralen Industrie
Jovana Winkler, ebenfalls vom Energieinstitut an der JKU, erklärte:
„Grüne Gase (Biogas, Biomethan und grüner Wasserstoff) gelten als Schlüsseltechnologien für eine klimaneutrale Industrie. Sie können fossile Energieträger ersetzen und zur Stabilisierung unseres Energiesystems beitragen.”
Gleichzeitig betonte sie die regulatorischen Herausforderungen, mit denen Projektentwickler konfrontiert sind:
„Wer solche Projekte plant oder umsetzt, sieht sich mit einem komplexen und sich ständig weiterentwickelnden Regelwerk konfrontiert.“ Ziel des Clean Industrial Deals sei der „Aufbau eines marktfähigen, CO₂-armen Wasserstoffsystems in Europa“.
Klare Gesetze erforderlich
Lorenz Strimitzer von der Österreichischen Energieagentur machte darauf aufmerksam, dass die Produktion von erneuerbarem Gas in Österreich seit Jahren stagniert. Derzeit werden nur rund 123 GWh Biomethan ins Netz eingespeist, obwohl das Ziel laut Regierungsprogramm bei 6.500 GWh liegt.
„Gründe dafür sind das noch fehlende Erneuerbare-Gase-Gesetz (EGG), stark schwankende und hohe Gestehungskosten sowie die wirtschaftliche Gesamtlage.”
In Frankreich und Italien hingegen ist der Markthochlauf bereits gelungen – klare gesetzliche Vorgaben sorgen dort für Planungssicherheit. Strimitzer ist optimistisch und realistisch zugleich:
„Der Markthochlauf funktioniert in vielen EU-Ländern und ist auch in Österreich möglich – allerdings nur, wenn er gut begleitet und laufend überprüft wird. Dafür müssen die gesetzlichen Regelungen an die tatsächlichen Bedürfnisse angepasst werden. So kann der Markthochlauf gezielt gesteuert und langfristig gesichert werden.“
Biomethan: Mehr als nur Energie
Strimitzer erklärte auch, dass die Technologie zur Biomethan-Erzeugung grundsätzlich ausgereift, ihr Potenzial durch die begrenzte Verfügbarkeit natürlicher Ressourcen aber eingeschränkt sei. Wasserstoff hingegen stecke technologisch noch in den Anfängen. Er betonte weitere Vorteile von Biomethan:
„Es geht um mehr als nur Energie. Biomethan führt zu regionaler Wertschöpfung, schafft Arbeitsplätze, schließt Nährstoffkreisläufe und stärkt die Versorgungssicherheit mit heimischer, erneuerbarer Energie.”
Grüner Wasserstoff als Herausforderung
Benedikt Hasibar von der RAG Austria AG veranschaulichte die Herausforderungen rund um grünen Wasserstoff. Die größten Hürden sieht er bei Produktion, Speicherung, Transport und Herkunftsnachweis. Besonders problematisch sei, dass „nicht klar definiert ist, ab wann Wasserstoff als ‚grün‘ gilt“. Zudem fehle derzeit eine gesetzliche Grundlage für die unterirdische Speicherung. Beim Herkunftsnachweis gäbe es aktuell Einschränkungen im grenzüberschreitenden Handel und bei der Gültigkeit:
„Wird grüner Wasserstoff länger als ein Kalenderjahr gespeichert, verliert er seinen Herkunftsnachweis und gilt damit nicht mehr als grün.“ Auch beim Thema Speicherung sei noch vieles unklar: „Es ist noch nicht geregelt, wer die Leitungen betreibt und wer für deren Finanzierung aufkommt.”
Mitwirkende willkommen
Die Veranstaltungsreihe „Grüne Gase – Grüne Zukunft“ im Projekt „BioH2Region“ wird weitergeführt, bis zum Ende der Projektlaufzeit sind weitere Termine in Österreich und Bayern geplant.
Wer im Projekt mitarbeiten will oder Infos über die weiteren Veranstaltungen haben möchte, kann sich jederzeit per E-Mail an info@bioh2region.eu an das Projektkonsortium wenden.

Marie-Theres Holzleitner-Senck und Jovana Wunkler von der JKU bei ihrem Vortrag im Rahmen der Roadshow in Linz. (Copyright: Business Upper Austria)